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Von blauen Kängurus und grünen Dinos

Wie eine Lehrerin und Erstklässlerinnen den Schulanfang vorbereiteten

Von Jörg Lehmann

Prenzlauer Berg - «Wer hat vier Tatzen? Wer kann kratzen? Wer kann flitzen? Wer mag auf dem Sofa sitzen?», möchte der kleine grüne Dinosaurier Niko in der «Kunterbunt Fibel» wissen. Wenn das Maskottchen des Lesebüchleins, das die Erstklässler der Odense-Grundschule durch das Schuljahr begleitet, auf Seite 62 die Anwort bekommt, ist der allmorgendliche Gang zur Schule längst Routine. Ganz im Gegensatz zum Sonnabend, als sich die Knirpse samt Eltern, Verwandten und Freunden zum ersten Mal auf den Weg zur Schule machten.

Bereits Tage vor der Einschulung wurden für das grosse Ereignis Vorbereitungen getroffen. Der Fußboden im Klassenraum der Neuankömmlinge ist blitzblank gewienert, die kleinen Stühle und Bänke sind akkurat aufgereiht und die Klassenlehrerin Heike Weiss hat schon Namenschilder an der Tafel angebracht.«Jedes Kind soll sein Schild erkennen und vor sich auf die Bank stellen.», sagt die Pädagogin.

Dieser Tag ist auch für Frau Weiss etwas Besonderes, obwohl sie schon seit 21 Jahren im Schuldienst tätig ist. «Es macht mir nach wie vor Spass, mich mit Kindern zu beschäftigen und jedes Jahr ist eine neue Herausforderung, vor allem wenn man eine erste Klasse übernimmt.»

Auch bei der sechsjährigen Maxi Strümpf wurden vorige Woche letzte Vorbereitungen für den Beginn des neuen Lebensabschnitts getroffen. «Kuck, das sind meine Kleider, die ich am ersten Tag anziehe» sagt Maxi und deutet mit dem Zeigefinger auf eine knallrote Hose und eine weiße Bluse, die fein säuberlich über einem Bügel an ihrem Schrank hängen. Natürlich hat sich die Kleine auch schon Gedanken darüber gemacht, was sie in der Schule tun will. «Ich will schön malen lernen, halb-schön malen kann ich schon, und ich will endlich rechnen und schreiben», bestimmt sie ganz energisch.

Während das blonde Mädchen in bedenklicher Schieflage auf der Sofalehne wippt, berichtet Mutter Carola Strümpf über die Feierlichkeiten nach der Einschulung. «Wir gehen essen zu Leopold's und fahren am Nachmittag zu meinen Eltern nach Buckow, wo es dann Kaffee und Kuchen gibt.»

Für Oma und Opa Strümpf ist die Einschulung ihrer Enkelin wie ein Spaziergang durch die Vergangenheit. Denn vor 24 Jahren nahmen sie Maxis Mutter an die Hand und brachten sie ebenfalls zur Grundschule an der Schönfließer Strasse. Auch sie lernte schon bei Heike Weiss.

Bei Yara Liedtke (6) war von Nervosität und Spannung auf den grossen Tag noch nichts zu spüren. Es gab Wichtigeres zu tun. Zum Beispiel sich mit Freundin Lisa hinter dem Türrahmen zur Küche zu verstecken, um kurz reinzublinzeln und danach wieder kichernd zu verschwinden. «Yara ist noch ganz cool», sagt Mutter Daniela Liedtke, «sie ging ja schon zur Vorklasse in die Odense-Schule. Deshalb wird die Umstellung nicht so gross sein.»

Ob sie schon einen Ranzen hat? «Ja natürlich», bestätigt Yara und kurze Zeit später steht eine riesige Schultasche, bedruckt mit Koalabären und «Winzblaukängurus» auf dem Küchenboden. «Winzblaukänguru?» «Ja klar, ein winziges blaues Känguru», erklärt sie und packt aus: Turnbeutel, Mäppchen, Brustbeutel. Alles im selben Design. Dann kann ja ab heute, wenn es dann ernst wird in der Schule, nichts schiefgehen.